Herzlich willkommen im Digitalen Wandel. Es fühlt sich für dich noch gar nicht so an, als wären wir inmitten eines Wandels?
Dann lass mich dich ein wenig "wachrütteln". Nicht, weil ich glaube, dass du den Wandel sonst verschlafen würdest, sondern weil wir Dinge manchmal einfach nicht sofort wahrnehmen, wenn sie gefühlt recht langsam vonstatten gehen.
Starten wir mit einem kleinen, recht banalen Beispiel. Du kennst doch sicher den Begriff "Primetime". Er beschreibt im Prinzip die beste Sendezeit im Fernsehen, in der Regel die um 20:15 Uhr. Nicht umsonst laufen zu dieser Sendezeit die besten Filme und Sendungen des Tages der jeweiligen Fernsehsender.
Ich prophezeie dir, und nicht, weil ich hellseherische Kräfte besitze, dass der Begriff Primetime bald aus unseren Köpfen und den Programmzeitungen (die selber auch Gefahr laufen, bald verschwunden zu sein) verbannt werden wird.
Wir haben aufgrund des Digitalen Wandels begonnen, unser Konsumverhalten zu verändern. Schritt für Schritt. Früher wusste jeder, wenn er nicht um 20:15 Uhr zu Hause ist, verpasset er den Blockbuster, oder zumindest Frank Elstner mit "Wetten, dass..?" im Fernsehen. Wir haben also gelernt, unser Verhalten nach dem Fernsehprogramm auszurichten. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass die meisten Menschen ihrem täglichen Nachrichtenkonsum präzise zwischen 20:00-20:15 Uhr nachgehen? Genau zur Ausstrahlung der Tagesschau.
Und dennoch ist ein Wandel bemerkbar. Nachrichten werden heutzutage zu einem großen Teil online konsumiert. Denn, warum soll ich morgen zum Beispiel in der Zeitung lesen, was gestern geschehen ist, wenn ich doch heutzutage minütlich, zumindest über Nachrichtenportale im Internet, upgedated werden kann. Heute entscheidet jeder selbst, wann er welches Medium und welche Inhalte konsumiert. Heute entscheidet der Konsument selbst, wann er einen Film sehen möchte und er hat sogar die Freiheit, das laufende Programm zu stoppen und nach Belieben wieder zu starten.
Ich wage noch einen Ausblick in die nähere Zukunft. Jüngere, bereits existierende Generationen (sprich unsere Kinder und heutigen Jugendlichen) werden sich bald komplett vom Fernsehen abwenden. Bereits heute ist der entsprechende Trend eindeutig. Internetportale wie Youtube oder Netflix boomen, jährlich wächst die Anhängerschaft beider Plattformen im zweistelligen Bereich.
Man könnte diesen Umstand ja auch einfach Weiterentwicklung nennen. Wir hatten dies ja mal bereits in früheren Tagen, als das Fernsehen das Radio abgelöst hat. Aber es ist weitaus mehr als eine reine Weiterentwicklung wie zu Zeiten des aufkommenden Fernsehens. Es ist eher eine Wachablösung alter Gewohnheiten und Möglichkeiten.
Und die, die auch heute noch Fernsehen schauen, zugegebenermaßen wohl immer noch die Mehrheit von uns, schauen aber anscheinend nicht mehr wirklich so intensiv zu, was da im Fernsehen läuft. Denn anscheinend konsumieren sie auch dann lieber Inhalte in der Digitalen Welt, wenn sie eigentlich fernsehen "sollten".
Hierzu ein paar Zahlen.
49% aller Deutschen surfen während des Fernsehens im Internet. Wirklich wahr!
47% lesen oder schreiben E-Mails und knapp 35% stöbern in Sozialen Netzwerken wie Facebook nach Neuigkeiten ihrer Kontakte.
Nur jeder Zehnte konzentriert sich beim Fernsehen auf...ja, auf was denn eigentlich? Genau, auf das, was da im Fernsehen so läuft.
Bleiben wir kurz bei Thema Film. Wusstest du, dass der größte Anbieter von Kinofilmen weltweit kein einziges Kino betreibt? Die Rede ist von Netflix. Und das einer der am schnellsten wachsenden Reiseanbieter der Welt kein einziges Hotel sein eigen nennt? Ich rede von AirBnB. Und speziell die Amerikaner lassen sich immer häufiger von einem Taxiunternehmen chauffieren, das selber kein einziges Taxi besitzt, sondern nur eine App, mit der die Fahrgäste im Vorfeld ihre Fahrgelegenheit ordern und auch bezahlen können. Die Rede ist von Uber. Die Möglichkeiten, die uns das Internet bereits ein Viertel Jahrhundert nach seinem Bestehen bietet, sind aus heutiger Sicht schier unerschöpflich. Und doch kratzen wir gefühlt gerade mal an der Oberfläche des Machbaren.
Zusehends verschmelzen immer mehr die digitale und die "reale" Welt um uns herum.
Seien es die trendigen Virtual Realty Brillen, mit denen der Zuschauer regelrecht in das Geschehen im Fernsehen eintaucht, oder der kommende Megatrend "Internet of Things", den wir gerne noch süffisant belächelnd als mit den im Internet surfenden Kühlschrank verbinden.
Denn, wenn tausende und abertausende Menschen, nahezu jeden Alters, in den Straßen, Wäldern und Parks unserer Städte umherirren und mit ihren Smartphones virtuelle Monster à la Pokemon Go jagen, dann sind wir bereits mittendrin in der "schönen neuen Welt", wie Visionäre aus dem Silicon Valley, der Geburtsstadt der Digitalen Revolution, unsere Epoche gerne nennen.
Ein Wandel verlangt seit jeher auch von uns Menschen einen Wandel in unserem Denken und Handeln. Welche Veränderungen auf uns noch im Bereich unserer Arbeitswelt zukommen, beleuchte ich im kommenden Blogartikel.
Ich wünsche dir bis dahin eine gute Zeit, online wie offline.
Herzlichst. Holger Malz