Dieser Blogartikel erschien auf Bitbusiness.org
Seit einigen Jahren bin ich nunmehr ein großer Anhänger von physischem Gold. Doch langsam aber sicher scheint es so, als würde das Edelmetall ernstzunehmende Konkurrenz bekommen. Ein neuartiges Gold buhlt nämlich um die Gunst der Anleger. Man könnte es gewissermaßen Gold 2.0 nennen und es kommt aus einer Richtung, aus der man dies eigentlich nicht erwarten würde.
Die Rede ist vom Bitcoin. Die erste und wohl bekannteste Digitale Währung erlebt derzeit auf der ganzen Welt einen unvergleichlichen Höhenflug. Und dabei wird sie nicht nur von ihren meist glühenden Anhängern gerne mit dem seltenen Edelmetall verglichen. Denn man bezeichnet den Bitcoin vielerorts gerne als "das Gold des 21. Jahrhunderts" oder eben als "digitales Gold".
Doch was genau verbindet das physische Gold mit dem Coin aus dem Internet?
Vorweg, es gibt mehr Parallelen als man zunächst annehmen würde.
Gemeinsamkeiten trotz großer Unterschiede
Nüchtern betrachtet könnten die Unterschiede zwischen dem physischen - und dem digitalen Gold jedoch kaum größer sein. Das eine, das physische Gold, hat vor Jahrtausenden gewissermaßen unser bis heute andauerndes Geldsystem begründet.
Das andere, das digitale Gold, macht sich auf den Weg, selbiges abzulösen, zumindest aber, wenn sich die derzeitige Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzt, in seinen Grundfesten zu erschüttern.
Auch in ihrer "Herstellung" scheinen zwischen Gold und Bitcoin Welten zu klaffen. Das Edelmetall wird unter oftmals schwierigen (Arbeits-)Bedingungen aus dem Untergrund zutage gefördert, Bitcoin hingegen steril und ohne nennenswertes menschliches Zutun über ein Computernetzwerk "gewonnen".
Und doch scheint es Schnittpunkte zu geben. Die offensichtlichsten finden wir in ihrer sich überschneidenden Terminologie. Denn sowohl beim Edelmetall als auch beim Bitcoin spricht man vom "Schürfen" und meint damit beim Einen das "Zu-Tage-Fördern" und beim Anderen das "Produzieren" der "Coins" (Münzen) über die eigene Bitcoin Software.
Auch die bildliche Darstellung von Bitcoin lehnt sich an seinen physischen Bruder an. Man stellt Bitcoin bildlich oftmals als eine Art Goldmünze dar (siehe Bild oben).
Selbst die Protagonisten beim Förder- und Entstehungsprozess tragen hüben wie drüben mit "Miner", also Schürfer, identische Bezeichnungen.
Ein weiterer Schulterschluss findet sich im begrenzten Vorkommen beider Wertanlagen. Denn sowohl Bitcoin als auch Gold sind nicht, wie beispielsweise das uns bekannte FIAT-Geld, beliebig (re-)produzierbar. Beim Bitcoin ist das Ende neu produzierter ("geminter") Coins genau datiert. Bei 21 Millionen Stück ist hier Schluss. Diese Zahl wird spätestens im Jahr 2140 erreicht werden.
Dann lässt die Bitcoin Software Blockchain keine neuen Coins mehr zu. Aktuell gibt es übrigens bereits circa 16,5 Millionen Stück.
Bei seinem physischen Pendant sind die verbleibenden Vorkommnisse zwar nicht so exakt zu beziffern, jedoch scheint auch hier die zu schürfende Menge limitiert.
Aufgrund der Knappheit des physisches Goldes dient das Edelmetall seit Jahrtausenden als Wertaufbewahrungsmittel und Wertbemessungsgrundlage.
Was nicht beliebig (re-)produziert werden kann, das verstehen wir Menschen recht schnell, hat einen gewissen inneren Wert. Demnach war es stets so, dass immer, wenn Menschen um den Werterhalt ihres Geldes besorgt waren oder bis heute sind, tauschen sie gerne einen Teil ihres Ersparten in Gold um.
Doch genau dieser langanhaltende Umstand scheint durch einen neuen Trend langsam aber sicher abgelöst zu werden. Zwar fliehen immer noch Menschen aus dem FIAT-Geldsystem in Gold, jedoch mit einem gravierenden Unterschied: Das Gold von heute glänzt nicht mehr, denn es besteht mathematisch kühl aus Buchstaben und Zahlen.
Denn immer mehr Anleger und Spekulanten meiden die physische Variante und investieren bevorzugt in die digitale Einheit Bitcoin. Damit mausert sich die digitale Währung, trotz ihres recht frühen Entwicklungsstadiums, zu einer realen Wertaufbewahrung.
Millionenfache Wertsteigerung
Doch kann das Gold aus dem Internet wirklich als Goldalternative und Wertaufbewahrungsmittel dienen?
Anders als Gold scheint Bitcoin zunächst keinen inneren Wert zu haben. Es ist nicht physisch vorhanden und es hat schon mal keine Jahrtausend andauernde Historie vorzuweisen.
Bitcoin funktioniert dann also doch, ein Stück weit zumindest, wie unser Geld, durch Nachfrage und Vertrauen der Marktteilnehmer.
Und dennoch hat Bitcoin unbestritten einen taxierbaren Wert. Sonst hätten wir nicht den heute feststellbaren Ansturm auf das Gold aus dem Internet. Und Bitcoin kann zudem, zusätzlich zur stetig steigenden Nachfrage und Akzeptanz, eine beachtliche Wertentwicklung vorweisen. Und diese bewegt sich in ganz anderen Sphären als bei seinem physischen Pendant. Diese ist beim Edelmetall streng genommen zwar auch nicht ausschlaggebend. Viel interessanter als die Performance ist die Wertbeständigkeit des Metalls, sozusagen sein innerer Wert. Doch für die meisten Anleger zählt genau das heute weniger als die möglichst exponentielle Wertsteigerung. Und genau in dieser Kategorie überholt Bitcoin sein glänzendes Pendant mit Lichtgeschwindigkeit. Denn, wenn man nachrechnet, kommt man beim Bitcoin, seit seiner Vorstellung im Jahr 2009 bis heute, auf eine sagenhafte Wertsteigerung von vier Millionen Prozent (4.000.000 %). In nur acht Jahren. Diese beinahe lächerlich große Zahl dürfte vermutlich der Hauptgrund für die Begeisterungsstürme der Bitcoin Jünger und der anhaltende Run auf die Digitale Währung sein.
Bitcoin: Spekulationsobjekt oder Wertaufbewahrung? Bitcoin ist für viele seiner Anwender, Nutzer und Investoren wohl noch eher Spekulationsobjekt als Geldsicherung. Dafür ist der Markt zu klein, die Technik für viele buchstäblich zu kryptisch und der Wert des Coins zu volatil.
Doch vieles von dem, was Menschen und potenzielle Investoren bisher haben zurückschrecken lassen, dreht sich nun zu Gunsten der Kryptowährung. Der Markt wächst unaufhörlich, die Marktkapitalisierung nimmt stetig zu, große Investoren und Institutionen pumpen Geld (laut coindesk.com aktuell über 1,7 Mrd. USD) in zahlreiche Bitcoin und Blockchain Projekte und der Preis...der ist zwar immer noch recht volatil, doch die Ausschläge nach oben und unten, so scheint es, werden geringer.
Noch eine weitere Parallele ließ sich lange Zeit beobachten. Die Nähe zwischen dem Preis für eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) und dem Preis für einen Bitcoin.
Denn bisweilen hat sich der Bitcoin in der unmittelbaren Preisregion der Feinunze Gold auf und ab bewegt. Doch seit diesem Frühjahr, um präzise zu sein, seit März dieses Jahres, hat der Wert des digitalen Goldes den des Physischen deutlich überholt.
Mittlerweile zieht der Bitcoin dem Gold preislich gesehen sogar unaufhörlich davon. Ein Bitcoin, der aktuell rund 2.600 USD teuer ist, ist damit mehr als doppelt so teuer wie eine Unze Gold.
Bitcoin demnächst als Fonds?
Nicht nur dadurch avanciert der Bitcoin zu einer ernstzunehmenden Geldanlage. In Amerika wird derzeit sogar von der amerikanischen Finanzaufsichtsbehörde SEC wiederholt über die Einführung eines Bitcoin ETF entschieden, ein börsengehandelter Fonds. Dieser würde Investoren, Hedgefonds und Vermögensverwaltern weltweit die Möglichkeit eröffnen, indirekt in den Aufstieg des Bitcoinmarktes zu investieren. Nicht auszudenken, welche Auswirkungen ein positiver Bescheid der Behörde auf den Bitcoin Preis und dessen Verbreitung hätte.
Mit Gold über die Grenze
Des weiteren wohnt dem Bitcoin ein Vorteil inne, den das Edelmetall vergleichsweise wie ein Relikt aus grauer Vorzeit erscheinen lässt. Die Transportfähigkeit und damit einhergehende Barrierefreiheit. Versuchen Sie doch mal mit einem Goldbarren in ein Flugzeug zu steigen, oder Gold im sechsstelligen Euro-Wert unauffällig zu transportieren. Vorausgesetzt, du hast gerade so viel Gold vorrätig, um diesen Test zu unternehmen. ;-)
Aber du verstehst sicher, worauf ich hinaus möchte. Du kannst, theoretisch, Bitcoin in unlimitierter Höhe transportieren. In Form eines Buchstaben- und Zahlencodes. Physisches Gold eben nicht.
Goldpreis bei einer Tasse Tee und Gebäck
Auch die Wertfeststlegung von physischem Gold ist vermutlich seit Anbeginn seiner Geschichte ein umstrittenes Thema. Der Goldpreis wird nämlich zentral von nur einigen wenigen Personen und Institutionen festgelegt. Nur fünf Vertreter großer Banken und Finanzinstitute treffen sich zweimal täglich am sogenannten London Bullion Market, um den weltweit gültigen Goldpreis zu fixieren. In der heutigen vernetzten und digitalisierten Welt ein prähistorisch anmutendes Prozedere.
Zudem kann man hierbei auch sicher nicht von einem dezentralen oder sogar demokratischen System sprechen, wenn der Preis für ein Gut in der Hand einiger weniger liegt, die unmittelbar von diesem Preis profitieren. Beim Bitcoin hingegen ist ein weltweit gespanntes, nicht manipulierbares Netzwerk "zuständig" für den Bitcoin. Dadurch ist der Coin nicht unmittelbar kontrollier- oder veränderbar. Auch eine künstliche Verknappung oder sogar ein Verbot könnte somit zu keinem Zeitpunkt technisch umsetzbar sein.
Bitcoin also das bessere Gold?
Ob Bitcoin nun bereits das bessere Gold ist, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Eine objektive Einschätzung hierzu kann es wohl nicht geben. Doch, wenn man ehrlich ist, ist auch jeder Kauf von physischem Gold von Emotionen und subjektiven Einschätzungen dazu unterlegt und somit wenig objektiv.
Was man mit Sicherheit sagen kann, ist, dass Bitcoin noch eine ganze Weile brauchen wird, um das Marktvolumen vom Edelmetall zu erreichen. Man schätzt, dass es heute bereits über 171.000 Tonnen des glänzenden Metalls auf der Erde gibt. Diese Menge wäre beim heutigen Goldpreis ungefähr 8,2 Billionen USD wert.
Das ist ziemlich genau das 200-fache des aktuellen Bitcoin Marktkapitals.
Doch es spricht vieles für den fortlaufenden Aufschwung des Bitcoin. Nicht nur oben ausgeführten Vorteile, sondern auch die Tatsache, dass viele junge Menschen mit dem Selbstverständnis heranwachsen, dass man sein Geld heutzutage sicher und gewinnbringend im Internet anlegen kann.
So oder so, wir glauben, der Bitcoin Boom ist eigentlich noch gar kein richtiger Boom.
Wir stecken in der Innovationskurve immer noch ganz am Anfang, irgendwo zwischen den Innovatoren und den sogenannten Early Adopters, also den Menschen, die eine solche Errungenschaft vor der breiten Masse begreifen und für sich als brauchbar erachten.
Wie sagen die Amerikaner in solchen Fällen immer gerne: "The best is yet to come." Das beste haben wir wohl noch vor uns. Und das gilt wohl nicht nur für den Bitcoin, sondern für den gesamten Technologie Markt rund um die Bitcoin Technik Blockchain.
In diesem Sinne wünsche ich dir, dass du zu den Menschen gehörst, die offen an neue Technologien herantreten und sie für sich eingehend prüfen, um anschließend auch für sich sagen zu können: "Bitcoin!? Ich bin schon längst dabei!"
Herzlichst. Holger Malz
für BitBusiness