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  • AutorenbildHolger Malz

"Es werde Geld": Wie unser Geld entsteht"


Im vorherigen Blogartikel haben wir die Frage beantwortet, was Geld ist und in welchen Arten und Formen es vorkommt. Heute widmen wir uns der Frage, wie unser Geld ensteht.


Vorweg können wir festhalten, dass es gar nicht so viel Geld gibt, wie wir vielleicht vermuten würden, denn nur ein kleiner Teil unseres Geldes existiert wirklich in Form von physischen Scheinen und Münzen.


Umgangssprachlich bezeichnet man die Erstellung neuen Geldes auch als "Gelddrucken" oder "Geldschöpfen".

Das Recht zum Gelddrucken obliegt in der EU der Europäischen Zentralbank EZB und den einzelnen nationalen Notenbanken. Sie produzieren unter anderem unsere Euroscheine und Münzen.

Doch der Großteil der Geldschöpfung läuft anders ab als wohl die meisten denken, denn der größte Teil unseres Geldes wird nicht wirklich physisch gedruckt, sondern nur auf unseren Konten in Form von digitalen Zahlen hin- und hergeschoben, Hierbei handelt es sich um sogenanntes Buchgeld oder Giralgeld.


Der Begriff Giral kommt aus dem Italienischen und bedeutet übersetzt so viel wie „Kreis“ oder „Umlauf“. Wir verwenden den Begriff bereits im Zusammenhang mit unserem „Girokonto“ bei unserer Hausbank. Als Giralgeld bezeichnet man Geld, was neu in Umlauf gebracht wird.


Und jetzt kommt schon das ganze Geheimnis hinter der Entstehungsgeschichte unseres Geldes:

Nicht die Zentralbank erschafft neues Geld, sondern überwiegend wird die Geldneuschöpfung durch unsere Banken und Sparkassen initiiert. Rund 80% unseres Geldes ist privates, von Banken und Sparkassen erschaffenes Geld.


Aus Krediten wird Geld


Und der Vorgang ist denkbar einfach. Hierbei kommen auch keine Gelddruckmaschinen ins Spiel. Unser Geld entsteht vielmehr dadurch, dass Banken Kredite vergeben. Geld entsteht im Prinzip also durch vielfache Schuldenmacherei. Durch jeden neuen Kredit entsteht zugleich auch neues Geld, was es vorher noch nicht gab.

Buchgeld oder Giralgeld entsteht demnach dadurch, dass eine Bank einem Kunden den Kreditbetrag auf sein Konto gutschreibt. Dabei ist es unerheblich, ob es sich bei dem Kunden um eine Privatperson oder ein Unternehmen handelt.

Die Art, wie unser Geld entsteht und in Umlauf gebracht wird, verleiht unserem Geldsystem daher auch seinen Namen: Wir befinden uns derzeit in einem sogenannten FIAT-Geldsystem. FIAT stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „es entstehe“ oder „es werde“. Daher auch die von mir gewählte Überschrift "Es werde Geld".


Bei der Kreditvergabe ist es jedoch nicht so, dass die Bank den Betrag in Höhe des Kredites von den Spareinlagen anderer Kunden leihen oder sogar ihren eigenen Tresor plündern muss.

Die Bank leiht sich einfach das Geld für den Kredit bei der EZB.




1% Sicherheit muss reichen


Die Bank muss also noch nicht mal den entsprechenden Kreditbetrag selbst vorhalten. Sie muss dafür lediglich eine Art Sicherheit bei der EZB hinterlegen. Diese Sicherheitseinlage nennt man Mindestreserve.


Die Mindestreserve ist dabei jedoch viel kleiner als der ausgegebene Kreditbetrag selbst. Lange Zeit Betrug die zu hinterlegende Sicherheit 2% des Kreditbetrags. Heutzutage liegt die Mindestreserve der Banken bei gerade einmal 1%. Im Gegensatz zu einer Bank muss ein Kunde heutzutage zwar detaillierter nachweisen, dass er auch kreditwürdig ist, der Institution Bank indes hat man die Sicherheitshürden dabei um 50% niedriger gehängt.


Gibt die Bank also beispielsweise einen Kredit über 5.000 Euro an einen Kunden heraus, muss sie als Mindestreserve nur 50 Euro bei der EZB hinterlegen.

Doch auch diese 50 EUR muss sie nicht wirklich aufbringen oder sogar physisch hinterlegen. Sie leiht sich die 50 EUR einfach bei der Zentralbank. In Form eines Kredites.

Für den Kredit zahlt die Bank den sogenannten Leitzins an die Zentralbank. Da dieser jedoch bei aktuell 0% liegt, ist es für Banken grundsätzlich günstig, sich Geld bei der EZB zu leihen.


Mit dem neu erhaltenen Geld kann der Kunde nun Rechnungen bezahlen, Dinge des täglichen Bedarfs kaufen oder Investitionen in sein Geschäft tätigen. Aus den Zahlen auf dem Konto des Bankkunden ist nun echtes, gebrauchsfähiges Geld geworden, was in Umlauf gebracht wird.


Durch das neu geschaffene Geld erhöht die kreditgebende Bank also die verfügbare Geldmenge in einer Gesellschaft. Denn nicht nur du als Kunde hast einen Vorteil durch die neu erhaltene Liquidität, sondern auch diejenigen, denen du dein Geld in Form von Käufen oder Investitionen zuspielst.


Kurzfristig werden aus dem 5.000 Euro-Kredit sogar 10.000 Euro. Denn wenn du als Kunde einen Kredit bei deiner Bank über 5.000 Euro aufnimmst, "erschafft"die Bank nicht nur deine 5.000 Euro, die du auf deinem Konto gutgeschrieben bekommst. Die Bank hat auch zugleich eine Forderung gegen dich in Höhe von 5.000 Euro.

Deine 5.000 Euro auf deinem Konto plus die Forderung gegen dich in Höhe von 5.000 Euro ergeben in der Summe also 10.000 Euro "neu erschaffenes" Geld.



Kreditrückzahlungen vernichten Geld


Wenn du deinen 5.000 Euro-Kredit an die Bank zurückzahlst, löst sich die Forderung der Bank gegen dich wieder auf und sinkt auf 0 Euro. Übrig bleiben dann die von dir in Umlauf gebrachten 5.000 Euro aus dem einstigen Kredit.


Trotz der abgegoltenen Forderung gegen dich verdient die Bank dennoch Geld an der Kreditvergabe. Denn als Kunde mit guter Bonität zahlst du regelmäßig und pünktlich deine Zinsen an die Bank. Zinsen sind in diesem Fall eine Bereitstellungsgebühr für den gewährten Kredit.

Monatlich gezahlte Zinsen minimieren zudem das Ausfallrisiko, was die Bank so lange trägt, bis du als Kunde deine Forderung abgetragen hast.


Schauen wir uns nochmal die 1% Mindestreserve an, die eine Bank für das Schaffen von neuem Geld vorhalten muss.

Wenn man sich an diesem Beispiel vergegenwärtigt, dass eine Bank aus 50 Euro, die sie sich ja auch noch für 0% Zinsen leihen kann, das 100-fache "erschaffen" kann, versteht man, welche Gefahren sich in unserem FIAT-Geldsystem verbergen.


Und da nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Pandemie die virtuellen "Druckerpressen" auf Hochtouren laufen, bläht sich die in Umlauf gebrachte Geldmenge immer stärker und vor allem immer schneller auf. Rückzahlung ungewiss. Sicherheiten gewiss nicht ausreichend.


Nur Ohren zuhalten, wenn die Blase zu platzen droht, wird bei diesem Szenario sicherlich nicht ausreichen. Jeder muss verstehen lernen, wie er sich und vor allem sein Geld vor den Gefahren des nächsten Crashs schützen kann.


Herzlichst








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